Künstlerturm

Seit 1908 arbeiten und leben KünstlerInnen in der Alten Sternwarte. 1958, nach einer Renovierung durch die Stadt Mannheim, wird der Turm endgültig zu einem Atelierhaus, dessen Räume bis 2015 durch das Kulturamt Mannheim zum Arbeiten als Förderung an Mannheimer Künstlerinnen und Künstler vergeben werden. Hier stellen wir Ihnen kurz einige Künstler und Künstlerinnen vor.

Hermann Taglang

Hermann Taglang (1877 Überlingen – 1951 Überlingen) ist der erste Künstler, der 1908 in die Alte Sternwarte zieht und dort eine Bildhauer- und Zeichenschule betreibt. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im heutigen 4. OG und nutzt das 1.OG für die Schule. Der Erste Weltkrieg und die Wirtschaftskrise der Weimarer Zeit rauben ihm alle wirtschaftlichen Grundlagen. 1924 verlässt er Mannheim wieder.

Hermann Taglang mit seiner Frau und den Kindern Weihnachten 1916, im 4. OG der Alten Sternwarte.
Hermann Taglang mit seiner Frau und den Kindern Weihnachten 1916, im 4. OG der Alten Sternwarte. Marchivum NL Taglang

Karl Trummer

Karl Trummer (1906 Fürstenfeldbruck –1957 Mannheim) übernimmt 1937 die Freie Akademie Mannheim von Albert Henselmann, der 1938 mit seiner Familie über die Schweiz in die USA emigriert. Mit der Übernahme zieht die Akademie vom Wachhäuschen am Schloss in die Sternwarte. Trummer führt die Akademie auch nach 1945 weiter.

Karl Trummer, ca. 1950er Jahre
Karl Trummer, ca. 1950er Jahre Marchivum

Franz Schömbs

Franz Schömbs (1909 Mannheim – 1976 München) hat ab 1947 sein Atelier im 5. OG und lebt dort mit seiner Frau und den beiden kleinen Töchtern. Seine Filmarbeiten sind heute ein wichtiges Verbindungsglied zwischen den abstrakten Filmen der 1920er Jahre von Oskar Fischinger, Walter Ruttmann und Hans Richter, deren Arbeit durch die Nazizeit beendet wurde, und dem experimentellen deutschen Kurzfilm Ende der 1960er Jahre.

Franz Schömbs in seinem Atelier im 5. OG.
Franz Schömbs in seinem Atelier im 5. OG. Marchivum NL Schömbs

Paul Berger-Bergner

Paul Berger-Bergner (1904 Prag – 1978 Heidelberg) kommt 1947 an die Freie Akademie und hat seit 1958 im 4. OG sein Atelier. Ihm verdankt eine ganze Generation von Künstlerinnen und Künstlern in der Rhein-Neckar-Region wesentliche Impulse bei Ausbildung und Entwicklung einer eigenen Bildsprache.

Paul Berger-Bergner in seinem Atelier
Paul Berger-Bergner in seinem Atelier privat

Gerd Dehof

Auch Gerd Dehof (1924 Zweibrücken – 1989 Mannheim) bezieht nach der Renovierung das Atelier im 2. OG. Aufgrund seiner Höhe von 6,20 Metern hat der Raum einen Zwischenboden. Die beiden übereinanderliegenden Räume sind mit einer Zwischentreppe verbunden. Die meisten MannheimerInnen kennen zumindest eine Arbeit von ihm: Die kleine „Blumepeter-Figur“ und der dazugehörige Brunnen auf den Kapuzinerplanken erinnern an Peter Schäfer (1875-1940), den kleinwüchsigen, armen Blumenverkäufer.

Gerd Dehof in seinem Atelier, ca. 1970
Gerd Dehof in seinem Atelier, ca. 1970 Marchivum NL Bohnert/ Neusch

Auch einige Künstlerinnen hatten ein Atelier in der Sternwarte: Uta Dorra (*1944, von 1998-2014) und Ruth Hutter (*1965, von 2004–2011)
Von den Künstlern, deren Nachlässe die Künstlernachlässe Mannheim betreuen, haben neben Franz Schömbs (1909-1976), Norbert Nüssle (1932–2012), Edgar Schmandt (1929–2019) und Walter Stallwitz (1929–2022) im Turm gearbeitet.

Zum weiterlesen: A 4,6 – Künstlerinnen und Künstler in der Alten Sternwarte Mannheim

Wellhöfer Verlag, 2015
Deutsch, 140 Seiten, mit vielen Abbildungen
ISBN: 978-3954281749
Euro 25,-

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