Ohne Titel, 2022

Immanuel Eiselstein ist Bildhauer in der langen Tradition seiner Gegenwart, seine Vorbilder sind vielfältig und breit gefächert, seine Arbeit verändert sich immer wieder und dann auch wieder nicht. Schlug er etwa früher auf Blei ein, um es zu verformen, faltet und trennt er heute Stahlblech, wie es ihm gefällt, und bemalt es auch noch. Er agiert ganz frei, meist ohne Vorzeichnung.  
Spannend bei alledem ist, dass er mit dem störrischen Metall sehr präzise japanische Papierfaltungen (Origami) oder Näharbeiten imitiert, mit sehr überraschenden Ergebnissen, die man dem Material Stahl eher nicht zugetraut hätte.

S. Köhler

Für die Arbeit in der Alten Sternwarte wurden die Stücke aus Stahlblech zunächst beschnitten, brüniert und gefaltet. Die Brünierung ist ja keine eigentliche Beschichtung, sondern die bereits bestehende Oberfläche wird chemisch umgewandelt. Es handelt sich eher um eine Oxidation, die typische Oxidationstiefe beträgt nur ein bis zwei Mikrometer. Dann werden die brünierten Stahlbleche gefaltet, ganz leicht nur.

Die Bemalung kann durchaus auch eine Verletzung der Oberfläche nach sich ziehen, denn sie erfolgt mit einer Mischung aus chemischen und mechanischen Verfahren. So wirken die Oberflächen sehr unterschiedlich, sie können an abstrakte Malerei erinnern, aber auch an Kometenschweife oder Spuren von fernen Sternen und Planeten, aber auch an die verletzte Haut eines völlig unklaren Körpers. Können von runden und eckigen Spuren versehrt sein, aber auch ganz grafisch wirken.

Ganz und gar großartig ist die Kombination aus bearbeiteter Oberfläche und dem schlagartigen Auftauchen von Geraden, die sich der Faltung verdanken.


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