A Cold Dark Matter (20-teilig), 2022
Zwanzig etwa postkartengroße Tafeln hängen im ehemaligen Gästezimmer der Alten Sternwarte. Sie sind weder exakt gleich groß, noch sind die Ränder sauber geschnitten. Offensichtlich trugen diese Tafeln schon Farbspuren bevor Alexander Horn sie für die Serie „A Cold Dark Matter“ verwendet hat. Manche von ihnen muten wie Landkarten an, andere erinnern an grafische Darstellungen mathematischer Formeln oder unseres Sonnensystems.
Auch der Titel, „A Cold Dark Matter“ (dt. eine Kalte Dunkle Materie), und der einzige Schriftzug in der gesamten Serie, „1874. Station. B. Honolulu“, deuten auf die Astronomie.
Letzterer ist sogar ein direkter Verweis auf die britischen Expeditionen, die unter anderem in Honolulu den Venusdurchgang vom 8. Dezember 1874 beobachtet haben. Die bei diesen Forschungsreisen erhobenen Daten waren grundlegend für die Bestimmung des Abstandes von Sonne und Erde.
Im Bild taucht der Venusdurchgang in dieser Serie wiederholt auf: ein kleiner schwarzer Punkt vor einem größeren, nur als Segment sichtbaren, Rund. Andere wiederkehrende Motive sind elliptische oder geschwungene, wolkige Formen – Verweise auf das Sonnensystem, Galaxien oder auch Calabi-Yau-Räume.
Alexander Horn hat sich in seinen Werken immer wieder mit astronomischen Phänomenen ebenso wie mit Musik beschäftigt. In diesem Fall war es eine erneute intensive Auseinandersetzung mit dem Free Jazz, die in „A Cold Dark Matter“ eingeflossen ist. Die kalte dunkle Materie ist natürlich nicht sichtbar, aber gewissermaßen gedanklicher Ausgangspunkt für ein immer freieres Improvisieren auf bestimmte Grundmuster.
Die Tafeln führen vom Erzählerischen, fast Abbildhaften hin zu einer immer stärkeren Abstraktion und freien Form, und wie im Free Jazz entsteht auch hier letztlich wieder eine Einheit. Gleichermaßen einfach und komplex hat Alexander Horn das unfassbar Große in ein Miniaturformat gebracht.