Biografisches

Franz Schömbs, 1909 in Mannheim geboren, ist der Typus eines Universalgelehrten, wie es sie bis in die 1930 Jahre gab: Er ist nicht nur Künstler, er ist an vielem interessiert und hat auch in vielen Bereichen großes Wissen: in der Fotografie, der Wissenschaft, der Chemie, aber auch der Farbenlehre und der Philosophie.


Mit seinen Filmarbeiten ist er aber auch ein extremer Avantgardist – ein Avantgardist, der zwischen allen Stühlen sitzt, denn die Arbeit der Filmavantgardisten der Weimarer Zeit endet 1933 und als der bundesdeutsche Film in den 1960er Jahren beginnt, sich neu zu formieren, da ist Franz Schömbs eigentlich schon zu alt.


Als Maler beschäftigten ihn seit den 1930er Jahren die Darstellung zeitlicher Abläufe und die Bewegung. Dafür entwickelt er ungewöhnliche Bildformate: „Springwerke“ – abstrakte Bilder, die nach rechts und links aus dem Rahmen springen, oder ein „Inbild“ (1955), als Kugel geplant, aus finanziellen Gründen als Zylinder von 5 m Durchmesser, 16 m Länge und 2 m Höhe realisiert, in den der Betrachter hineingehen und im Inneren herumlaufen kann.

Erato XX (Springwerk), 1952/1956. Öl auf Spanplatte, 120, x 180 cm
Erato XX (Springwerk), 1952/1956. Öl auf Spanplatte, 120, x 180 cm M. Rinderspacher

Anfänge

In den 1930er Jahren entstehen auch erste Überlegungen zu einem Trickfilm. Aber das ist unbezahlbar und Schömbs sucht nach anderen Techniken: Unter anderem malt und kratzt er auf das Filmnegativ und bei diesen Experimenten findet er das Prinzip zu seinem späteren Aufnahmeverfahren.
Diese ersten Filmversuche sind nicht erhalten, weil sein Atelier in Mannheim 1943 bei einem Bombenangriff zerstört wird.


Franz Schömbs in seinem Atelier in der Alten Sternwarte mit einem Bildstreifen für den Film "Opsucula".
Franz Schömbs in seinem Atelier in der Alten Sternwarte mit einem Bildstreifen für den Film "Opsucula". Marchivum NL Schömbs

Nach 1945 unterrichtet er Malerei an der Freien Akademie Mannheim. 1947 zieht er in das 5. OG der Alten Sternwarte Mannheim. Im Frühjahr 1948 heiratet er seine Frau Anneliese. Im November 1948 kommt die erste Tochter zur Welt, 1950 die zweite. Die Nachkriegszeit ist für die Familie geprägt von großen Entbehrungen, denn in diesen Jahren kauft niemand Kunst.

Schömbs ist in der Kulturpolitik der Stadt sehr engagiert: In Vorträgen und Ausstellungen, etwa in der Kunsthalle Mannheim, versucht er dem Publikum die abstrakte Kunst näherzubringen und erntet oft Missverständnis und Ablehnung.

In der Sternwarte arbeitet er an der Umsetzung seiner Filmideen und erfindet ein eigenes Filmaufnahmeverfahren: Er bemalt lange Bildstreifen mit einer mathematisch genau berechneten Abfolge von Formen und Mustern. Diese werden über einen Kasten gekurbelt, in dessen Mitte eine Kamera sitzt und ein Spiegel, der die Bildstreifen mischt.

Bildstreifen für den Film "Opuscula"
Bildstreifen für den Film "Opuscula" DFF Frankfurt / M

Es entsteht ein kurzer 8 mm-Film mit dem Titel „Opuscula“: eine farbige Bewegungskomposition abstrakter Motive, die sich gegenseitig durchdringen.

Mit diesem kleinen Film fährt Schömbs durch Deutschland und sucht Sponsoren für seine eigentliche Filmidee, einen Film, den er „Die Geburt des Lichts“ nennt:  Aus der dunklen Nacht wird der Tag geboren, kommt das Licht, aus dem „dunklen“ Bösen wird das „gute“ Helle. Ein ganz klassisches Motiv …

München

Als Schömbs 1957 durch Walter Koch und seine Firma UNDA-Film die Möglichkeit erhält, seine Filmideen umzusetzen, zieht die Familie nach München. Dort realisiert er mehrere Filme und übernimmt einen Lehrauftrag an der Hochschule für Film und Fernsehen.

Franz Schömbs in München am Schneidetisch
Franz Schömbs in München am Schneidetisch Marchivum NL Schömbs

Schömbs versteht sich immer als Maler

Trotz der Filme, die Schömbs produziert, versteht er sich immer als Maler, nie als Filmemacher. Und alle seine Arbeiten werden immer von vielen malerischen Arbeiten begleitet, bzw. oft entstehen erst malerische Entwürfe zu den Filmen bevor sie umgesetzt werden.

Nach 1962

Nach „Die Geburt des Lichts“ realisiert Schömbs 1962 noch einen Tanzfilm mit dem Titel „Den Einsamen allen“. 1964/65 wirkt bei der Verfilmung von Oskar Schlemmers „Triadischem Ballett“ mit, dann zieht er sich immer mehr in sein Atelier zurück. Eine große Ausstellung, die er 1971 in den Räumen des BBK München organisiert, bringt jedoch keinen Erfolg.

Man muss auch bedenken, dass sich die Kunst in diesen Jahren sehr stark verändert durch die Einflüsse aus England und den USA.

Theoretische Arbeiten

Nach 1971 widmet sich Schömbs verstärkt seinen Ideen, z. B. für eine Oper in einem Kugelbau. In vielen Schriften beschäftigt er sich mit dem Raum-Zeit-Problem und Überlegungen zu einer neuen Ethik. Aus heutiger Sicht mag das ungewöhnlich klingen, ist aber aus dem historischen Zeitkontext, den Schömbs mit Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Zweiten Weltkriegs und den Zerfall einer Gesellschaft, erlebt hat, verständlich.

Franz Schömbs stirbt 1976 in München. Seine Frau Anneliese zieht einige Jahre später zurück nach Mannheim und kümmert sich bis zu ihrem Tod engagiert um seinen Nachlass.

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